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C-ITS: Überblick über aktuelle Entwicklungen in Österreich

28.09.2023

Um den Teilnehmenden des 4. International Symposium on Freeway and Tollway Operations (ISFO) Institutionen und innovative Projekte der (intelligenten) Verkehrsplanung in Österreich näher zu bringen, wurden als Ergänzungsprogramm zum Symposium drei Technical Tours mit ASFINAG, AIT Austrian Institute of Technology und Alp.Lab angeboten. Im Zuge dieser Exkursionen wurde der Fortschritt und Umsetzungsstatus von Cooperative intelligent Transport Systems (C-ITS) in Österreich einem interessierten internationalen Publikum präsentiert.

C-ITS – eine Definition

ITS steht für „Intelligent Transport Systems“, in Österreich wird häufig auch die Abkürzung IVS für „Intelligente Verkehrssysteme“ verwendet. Der Begriff „intelligente Verkehrssysteme“ ist wie folgt definiert: (…) ‚intelligente Verkehrssysteme‘ oder ‚IVS‘ Systeme, bei denen Informations- und Kommunikationstechnologien im Straßenverkehr, einschließlich seiner Infrastrukturen, Fahrzeuge und Nutzer:innen, sowie beim Verkehrs- und Mobilitätsmanagement und für Schnittstellen zu anderen Verkehrsträgern eingesetzt werden.
C-ITS steht für „cooperative ITS“, also kooperative intelligente Verkehrssysteme. Das sind IVS-Dienste, die auf vernetzter Datenkommunikation zwischen Fahrzeugen und der Infrastruktur (Kommunikation zwischen den einzelnen Fahrzeugen und zwischen Fahrzeugen und der Infrastruktur) basieren. Weitere Informationen dazu finden sich in der C-ITS Strategie des Bundesministeriums für Klimaschutz (BMK).

 

C-ITS-Tour zur Verkehrsmanagementzentrale der ASFINAG

Eine der C-ITS-Demonstrationen fand bei der ASFINAG statt. Die Teilnehmenden fuhren in zehn C-ITS-fähigen Fahrzeugen zur Verkehrsmanagementzentrale (VMZ) der ASFINAG nach Inzersdorf. Auf dem Weg wurde der innovative Verkehrssicherheitsdienst bereits durch das Versenden von C-ITS-Nachrichten demonstriert: Informationen über Baustellen und/oder unfallbedingte Verkehrsstörungen werden direkt von der Straße an das Fahrzeug gesendet und im Cockpit angezeigt. Verkehrsteilnehmende mit C-ITS-fähigen Fahrzeugen können so unmittelbarer auf verkehrliche Beeinträchtigungen reagieren – vor allem auch auf Ereignisse, die noch gar nicht im eigenen Sichtbereich sind.

Vor Ort konnten die Teilnehmenden dann einen weiteren C-ITS-Anwendungsfall erleben – die Simulation einer Stausituation auf der Autobahn. Das System kann Unfälle, Baustellen und Stauenden in einem Radius von ca. 250 Metern erkennen und die Fahrer:in warnen. Auffahrunfällen kann so vorgebeugt und damit die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer:innen erhöht werden.

Die dafür notwendigen Positionsinformationen und Informationen zu Verkehrsereignissen auf der Strecke versendet ein Traffic-Manager-Fahrzeug der ASFINAG an andere C-ITS-fähige Verkehrsteilnehmende. Traffic-Manager sind ständig unterwegs und können bei Unfällen oder Pannen schnell helfen. Bei Störungen informieren die Verkehrsmanagement-Zentralen die Traffic Manager vor Ort. Genauso informieren die Traffic Manager die Verkehrszentrale, wenn sie bei einem Vorfall vor Ort sind.

Außerdem konnten sich die Teilnehmenden bei einer Führung durch die Verkehrsmanagementzentrale überzeugen, wie intelligentes Verkehrsmanagement funktioniert, indem sie den Verkehrsexpert:innen, die rund um die Uhr den Verkehr überwachen und steuern, über die Schulter blickten.
In Österreich gibt es neun Verkehrsmanagement-Zentralen: acht auf regionaler Ebene in den einzelnen Bundesländern und eine übergeordnete nationale Zentrale in Wien-Inzersdorf. Von jedem dieser Standorte überblicken spezialisierte Teams den Verkehr und treten bei besonderen Vorfällen sowohl mit anderen ASFINAG-Einheiten als auch mit lokalen Einsatzteams in Kontakt.

Organizers:

ASFINAG

Partners:

KAPSCH
Yunex Traffic
Swarco
AustriaTech

 

GRAZ – von Alp-Lab bis Zentrum im Berg

An der Technical Tour nach Graz nahm eine rund 30-köpfige ISFO-Delegation, darunter zehn ITS-Spezialist:innen aus Japan, teil. Auf dem Programm standen eine C-ITS-Tour mit einem Bus der Grazer Linien. Vorgeführt wurden zahlreiche Anwendungsfälle, wie beispielweise

  • Lichtsignalanlagen (SPAT/MAP*)
  • Öffentlicher Personennahverkehrs-Priorisierung,
  • Bahnübergang, fahrzeuginterne Beschilderung
  • und Stauvorwarnung

vorgeführt.

Anschließend folgte ein Besuch im ALP.Lab - Österreichs Testregion für automatisiertes Fahren - inklusive Präsentationen zu den Projekten von Joanneum Research: ESRIUM – Intelligente Nutzung und Wartung von Straßen und AKUT Automatische Detektion von kritischen Ereignissen in Tunneln und eine Demonstration der hochpräzisen Vermessung der Verkehrsinfrastruktur zur Erstellung von Digitalzwillingen.

Zum Schluss gab es noch eine Vorstellung des Zentrums am Berg (ZaB). Das Zentrum am Berg ist ein Versuchstunnel der Montanuniversität Leoben am steirischen Erzberg. Die montanistische Forschungsanlage ist eine europaweit einzigartige Modellanlage für den Tunnelbau, die auch zwei parallel geführte Strassentunnel mit einer Länge von je 400 m zu Test- und Forschungszwecken beherbergt.

Organizers:

ALP.Lab

Partners:

Holding Graz / City of Graz
Yunex Traffic
Graz University of Technology
JOANNEUM RESEARCH
Zentrum am Berg
VIRTUAL VEHICLE


AIT City Intelligence Lab – neue Möglichkeiten der Städteplanung und Verkehrsmanagement?

Eine weitere Technical Tour wurde im renommierten Austrian Institute of Technology (AIT) durchgeführt, das sein City Intelligence Lab (CIL), ein Labor für intelligente Stadtplanung, vorstellte.

Das AIT ist die national größte Technologie-Forschungseinrichtung mit Fokus auf Infrastrukturthemen in Österreich. In dem Labor für intelligente Stadtplanung lassen sich auf Grundlage von Datenmodellen und maschinellem Lernen die Auswirkungen von Veränderungen im Städtebau oder verkehrlicher Maßnahmen in Echtzeit simulieren und graphisch umsetzen: Wie verändern sich Verkehrsströme, wenn eine Rolltreppe am Schwedenplatz nicht mehr funktioniert? Welche Folgen hat es, wenn eine in beide Richtungen befahrbare Straße zur Einbahnstraße wird?

Die technische Tour bot den Teilnehmer:innen eine spannende Einführung in die im Labor entwickelten computergestützten Planungsabläufe, wobei Interaktivität, Unmittelbarkeit und Komplexität im Vordergrund standen. Durch Echtzeit-Demonstrationen konnten die Teilnehmer:innen den Einsatz von KI und hybriden Werkzeugen wie Augmented Reality für die Ko-Kreation erleben und sich von der Vielseitigkeit dieser Werkzeuge über verschiedene Maßstäbe (Region, Quartier, Block) und Bereiche (Mobilität, Klima, städtische Typologien) hinweg überzeugen lassen. Darüber hinaus hatten die Teilnehmer:innen die Gelegenheit, die Werkzeuge selbst aktiv zu testen, was eine praktische Erfahrung ermöglichte, während sie gleichzeitig über die präsentierten Arbeitsabläufe und deren potenzielle Anwendungen in ihren jeweiligen Bereichen nachdachte. Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Vorhersagen aus dem CIL unterstreichen das Potenzial KI-basierter Modelle, die die Verkehrs- und Stadtplanung nachhaltig beeinflussen könnten.

Wir danken allen Hosts und Partner:innen, die den Teilnehmer:innen der ISFO 2023 wertvolle Einblicke in ihre Projekte gaben.

Mehr über das Begleitprogramm, Themen und Diskussion bei der ISFO 2023 finden Sie hier.

 

 

 

* SPAT/MAP sind technische Standards (SAE-J2735 und ISO 19091), die Informationen über Verkehrssignale bieten. SPAT gibt Informationen über das aktuelle Verkehrssignal und mögliche zukünftige Signale. Um zu wissen, für welche Fahrtrichtung oder Spur diese Informationen gelten, schaut man auf die MAP-Daten. MAP zeigt die Form von Straßenkreuzungen mit den Fahrspuren und Stopplinien als Punkte an. Man kann diese SPAT/MAP-Informationen entweder direkt vor Ort senden, was gut ist, wenn man sehr genaue und aktuelle Daten braucht. Oder man kann sie über das Internet teilen, was praktisch ist, wenn man z.B. Vorhersagen darüber teilen will, wie lange eine Ampel noch rot bleiben wird.